Unia Europejska

Ein Triumph für die Radikalen in Österreich. So rächt sich die arme Mittelschicht an den Schwachen

Zahlreiche Umfragen zeigen, dass die Österreicherinnen und Österreicher vor allem von drei Themen zur Wahl getrieben werden: Migration, der Krieg in der Ukraine und hohe Preise. Wenn der europäische Mainstream keine Radikalen an der Macht haben will, muss er ein Rezept finden, um die Verarmung der europäischen Mittelschicht zu stoppen.

This text has been auto-translated from Polish.

"Wir lassen uns weder von den Systemparteien noch von den Medien aufhalten!" - rief Herbert Kickl, Chef der rechtsextremen FPÖ, vor einigen Wochen bei einem Fest im oberösterreichischen Wels. Sein nervöses Gejohle verärgerte die mit rot-weiß-roten Fahnen und Bierkrügen ausgestattete Menge. Nach den Parlamentswahlen vom Sonntag scheint es, dass Kickels Drohungen teilweise wahr geworden sind. Die FPÖ hat nicht nur gewonnen, sondern ein Rekordergebnis von 29,1 Prozent der Stimmen erzielt.

Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) kam mit 26,3 Prozent auf den zweiten Platz, gefolgt von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) auf dem dritten Platz mit 21,1 Prozent, wobei die ÖVP einen Rekordverlust und die SPÖ ein rekordverdächtig schlechtes Ergebnis erzielte. Gleichzeitig war die Wahlbeteiligung sehr hoch, fast 80 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Wahl. Dies war eine außergewöhnliche Wahl für Österreich.

Die etablierten Parteien schwächeln, die Polarisierung treibt die Menschen an die Urnen und die extreme Rechte wird immer stärker - ein gewissermaßen gesamteuropäischer Trend. Auch die Feinde, die Kickl in seinen Tiraden benennt, sind ziemlich universell: "illegale Migranten", "Weltregierung" (d.h. die Weltgesundheitsorganisation), Anhänger des "Genderwahns" oder des "Klimakommunismus". Schaut man sich jedoch die Demographie der Wähler an, so stellt sich heraus, dass der österreichische Fall ziemlich spezifisch ist.

Triumph der Wählerschaft aus dem Alpenland

Der Kern der FPÖ-Wählerschaft besteht nicht aus jungen Männern oder alten Konservativen, wie es in Europa üblich ist. Der statistische Wähler der Partei ist 35-59 Jahre alt, weiblich oder männlich und kommt aus einem ländlichen, meist alpinen Dorf. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Herbert Kickl als "Volkskanzler" versteht. Volkskanzler ist ein Begriff, der Massenunterstützung suggeriert. Und auch Adolf Hitler, denn so nannten ihn die Nazis.

Im Gegensatz zu den meisten europäischen rechtsextremen Parteien ist die FPÖ auch keine neue Partei. Sie wurde 1956 auf Initiative eines ehemaligen SS-Offiziers gegründet und hat Österreich bereits dreimal in einer Koalition regiert. Das erste Mal in den 1980er Jahren in einer Koalition mit der sozialdemokratischen SPÖ, dann in den frühen 2000er Jahren, als ihr Führer der charismatischeJörg Haider war, der die Aktivitäten der SS als "Kampf für Freiheit und Demokratie" bezeichnete und die in Österreich lebenden Migranten zwingen wollte, "an auffälligen Stellen" Schilder zu tragen. Die Europäische Union verhängte daraufhin Sanktionen gegen Österreich.

Die FPÖ kam 2017 auf dem Höhepunkt der Unruhen im Zusammenhang mit der sogenannten Migrationskrise ebenfalls in die Regierung. Die ÖVP-FPÖ-Regierung zerbrach nach zwei Jahren an einem Korruptionsskandal, in den der damalige Chef der Rechtsextremen verwickelt war. Es tauchten Tonbänder auf, in denen Heinz-Christian Strache einem Deal zustimmte: Verträge für einen russischen Oligarchen im Gegenzug für die Unterstützung der FPÖ.

Die Partei überlebte die Affäre nur knapp, ging aber gestärkt aus den folgenden europäischen Krisen hervor und mobilisierte eine impf- und einwanderungsfeindliche, anti-europäische und anti-ukrainische Wählerschaft. Kommentatoren sind sich einig, dass die Figur Kickel bei diesem Aufschwung eine Schlüsselrolle spielte. Der fünfundfünfzigjährige Politiker ist seit 1995 in der FPÖ aktiv, begann als Redenschreiber für Haider und kreierte auch Wahlslogans für die Partei (z.B. "mehr Mut für unser Wiener Blut - zu viel Fremdes tut niemanden gut"). Im Zusammenhang mit der Pandemie geriet er durch seine freimütige Art ins Rampenlicht. Letztes Jahr nannte er Bundespräsident Alexander van der Bellen eine "senile Mumie", die "in der Hofburg schmachtet".

Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland

Eine Reihe von Umfragen zeigt, dass die Österreicher vor allem drei Themen zur Wahl getrieben haben: die Migration, der Krieg in der Ukraine und das damit verbundene Preisschild. Sowohl die deutsche AfD als auch die österreichische FPÖ punkten mit der Emotionalität dieser Themen, wobei die Rhetorik der FPÖ wesentlich schärfer ist. Im Wahlkampf versprach Kickl die Schaffung einer "Festung Österreich" - ein für Migranten geschlossener Staat mit einem "Verbot des politischen Islam" und der Todesstrafe. Die Verstrickung der AfD mit dem Plan der "Remigration", also der Abschiebung von Flüchtlingen, hat ihr Wähler genommen, die FPÖ hat mit diesem Slogan gewonnen. Auch in Deutschland ist von einer fast 30-prozentigen Unterstützung für die Rechtsextremen bundesweit (vorerst) keine Rede.

Woher kommt der Unterschied? In erster Linie, so scheint es, aus dem unterschiedlichen Umgang der beiden Länder mit dem Erbe des Zweiten Weltkriegs. Während Westdeutschland seine Rolle darin aufarbeitete (wenn auch nicht gründlich und nachhaltig genug), erklärte sich Österreich zum "ersten Opfer Hitlers". Österreichs Entnazifizierung erfolgte spät und residual, und die Distanzierung von den NS-Verbrechen ging nicht mit dem Verzicht auf eine radikal gefärbte Sprache einher. Hitleroide Tiraden gegen "Systemparteien", "Volksverräter" oder über das "Sprengen der Ketten" - wie die Tageszeitung 'Der Standard' beweist - sind nicht die Possen einzelner Politiker, sondern die Alltagsrhetorik der FPÖ unter Kickels Führung.

Die Ursachen für die deutsche und österreichische Zurückhaltung bei der Aufrüstung der Ukraine sind ebenfalls etwas unterschiedlich. Die Volkswirtschaften beider Länder haben unter den antirussischen Sanktionen gelitten, was sich in hohen Lebenshaltungskosten niedergeschlagen hat, aber da enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Während Deutschlands Sympathie für Russland - wie mir Reinhard Bingener und Markus Wehner kürzlich ausführlich erläuterten - aus einem tief verwurzelten Antiamerikanismus und schlechten Assoziationen mit der Präsenz deutscher Panzer auf russischem Boden resultiert, ist Österreich von seiner Neutralität besessen. Im Jahr 1955 versprach es diese der Sowjetunion und blieb damit auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs. Davon profitierten nicht nur die Österreicher, die im Gegensatz zu den Deutschen nicht über ihre Väter in der Wehrmacht nachdenken mussten, sondern auch die österreichische Wirtschaft, die auf der Brücke zwischen West und Ost ihre Flügel ausbreitete.

Stopp der Verarmung

Kickl hat einen großen Sieg errungen, aber vieles deutet darauf hin, dass er nicht Kanzler werden wird. Die FPÖ braucht einen Koalitionspartner, um eine Regierung zu bilden, und der derzeitige Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer hat ausgeschlossen, "eine Regierung mit jemandem zu bilden, der Verschwörungstheorien anbetet". Präsident van der Bellen kündigte weiters an, dass er Kickl nicht mit dieser Aufgabe betrauen werde. Es ist möglich, dass eine FPÖ-ÖVP-Regierung mit einem anderen Politiker an der Spitze gebildet wird. Die Alternative, auf die der österreichische Mainstream drängt, besteht darin, die FPÖ mit einem so genannten Cordon sanitaire zu umgeben, d.h. einer Koalitionsregierung aus SPÖ, ÖVP und Neos oder den Grünen.

Doch selbst wenn es gelingt, eine solche breite Koalition gegen die extreme Rechte zu bilden, stehen Österreich dunkle Zeiten bevor. Wie in Deutschland oder Frankreich (und in gewissem Maße auch in Polen) würde eine schwache und konfliktträchtige Regierung entstehen, mit der Folge, dass die Radikalen wahrscheinlich weiter an Stärke gewinnen würden. Wenn der europäische Mainstream sie nicht an der Macht haben will, muss er ein Rezept finden, um die Verarmung der europäischen Mittelschicht zu stoppen, die zunehmend bereit ist, die Schwachen für den Zustand ihrer Geldbörsen zu schlagen.

Translated by
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Kaja Puto
Kaja Puto
Reportażystka, felietonistka
Dziennikarka i redaktorka zajmująca się tematyką Europy Wschodniej, migracji i nacjonalizmu. Współpracuje z mediami polskimi i zagranicznymi jako freelancerka. Związana z Krytyką Polityczną, stowarzyszeniem reporterów Rekolektyw i stowarzyszeniem n-ost – The Network for Reporting on Eastern Europe. Absolwentka MISH UJ, studiowała też w Berlinie i Tbilisi. W latach 2015-2018 wiceprezeska wydawnictwa Ha!art.
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